Pro & Kontra - Olympische Spiele in der Schweiz?

6. November 2017

PRO

Claudio Zemp, Olympia-Amateur, weint jedes Mal eine Träne, wenn ein Bergkanton Angst hat vor dem «Go for Gold». Der Schweiz fehlt es an Ehrgeiz und Fantasie, nicht an Platz.

Ja, es sollen wieder Olympische Winterspiele in der Schweiz stattfinden: Langlauf im Goms, Rennrodeln auf der Albulastrecke, Biathlon am Col des Mosses. Wieso glaubt niemand an diesen Traum? Schuld sind nicht die schmelzenden Gletscher. Der Klimawandel ist nur ein Sündenbock, um den Wintertourismus ins Kaschmir zu wünschen. Wahr ist, dass die Schweizer zu kleingeistig und krämerisch sind, um globale Gastgeber zu sein. Touristen aus Arabien, Indien, China oder Russland sind schon recht, solange sie direkt wieder heimgehen, sobald sie ihr Geld für Uhren, Schokolade und Bergansichten ausgegeben haben.

Organisieren könnten wir, klar. Aber warum traut sich unser reiches Land nicht zu, eine weltweite Sportparty zu schmeissen? Die Infrastruktur ist ja schon gebaut, alles ist da: Die Celerina, Eishallen von Rapperswil bis Lugano, Sprungschanzen in Einsiedeln. Hübsche Hotels gibt es auch mehr als genug, man denke nur an Andermatt oder ans «Golden Ei».

Mit dem Motto höher, schneller, weiter ist die Fantasie gemeint. Natürlich werden Extrakosten anfallen, Olympia ist halt ein Geschäft. Aber wenn wir Bergler über den eigenen Talrand hinausdenken würden, könnten wir uns die Unkosten aufteilen.  

Das Schwierigste wird wohl sein, demokratisch den Gastgeberort zu bestimmen. Denn es kommt nur Zürich in Frage. Für die Eröffnungsfeier aber müssten wir auf das nahe Ausland ausweichen: Mailand, Elsass und Inzell ins Boot holen, unbedingt. Falls aber eine Arena nicht rechtzeitig fertig wird für die Spiele, egal. Olympia soll zurück zu den Wurzeln, die Wettkämpfe finden bei jedem Wetter draussen statt – ghaue oder gstoche.

 

KONTRA

Thomas Borowski, kann Gigantismus im Sport nichts abgewinnen, schon gar nicht in der wunderbaren Schweiz, die auch ohne Olympische Spiele in der Schneesportwelt einen Namen hat.

Wäre Helvetia eine Spitzensportlerin, würde sie die Schweizer Winterolympiade «Sion 2026» wohl kaum ohne grossen Schaden überstehen. Sicher würde sie nach der Durchführung des Gigantenanlasses ein riesiger Muskelkater plagen, vermutlich hätte sie auch den einen oder anderen Knochen gebrochen. Und garantiert hätte sie zusätzlich höllisches Kopfweh, weil in ihrem Portemonnaie ein noch grösseres Loch gähnte und nichts mehr drin wäre. Ich bin sicher, Olympia täte der Schweiz in vielerlei Hinsicht nicht gut.

Bestes Beispiel ist die bereits heute dicht besiedelte und, wo immer möglich, schon überbaute Schweizer Berglandschaft. Wo bitte sehr sollen da noch Olympische Dörfer für tausende Sportlerinnen und Sportler, Kampfrichter und Funktionäre hingestellt werden, ohne die Landschaft noch mehr zu verschandeln? Wollen wir wirklich Autobahnen bis ins Bergdorf, damit alle zeitgerecht und stressfrei zum Rennstart anreisen können? Müssen wir wirklich alle Eishallen abreissen und neu bauen, weil die bestehenden dummerweise nicht von Stararchitekten geplant sind und nicht über genügend VIP-Logen für die Olympia-Oberen verfügen?

Beim Gedanken an all die Auflagen müsste Helvetia eigentlich schon heute Forfait geben. Ganz zu schweigen vom riesigen Startgeld, dass wir ihr für Olympia in Sion zur Verfügung stellen müssten. Millionen reichen da nicht mehr, Milliarden würden es sein. Um das Schweizer Ego in der Sportwelt aufzupolieren braucht es keine Olympiade – die sollen sich andere Länder antun.

 

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