Sport & e-Sports: Ein Milleniumsphänomen?
Ist e-Sports ein Milleniums-Phänomen, sind diese Wettkämpfe sportlich im eigentlichen Sinne? Diesen und weiteren Fragen stellten sich am 24. April 2018 Vinzenz Kögler, Präsident Swiss e-Sports Federation sowie Luca Boller, Schweizer Fifa-Meister und e-Athlet des FC Basel im Rahmen der ASVZ-Vortragsreihe „Sport & …“.
Die Meinungen über e-Sports sind kontrovers und bedienen nicht nur Klischees, sie lösen grundlegende Debatten über die Definition von Sport aus. Ist e-Sports vergleichbar mit anderen Sportarten? Wie definiert sich Sport überhaupt? Diese Fragen zu einer der aktuellsten Entwicklungen in der Sportwelt waren für den ASVZ Grund genug, das Phänomen e-Sports von zwei Profis beleuchten zu lassen.
Vinzenz Kögler zählt e-Sports seit 2011 zu seinem beruflichen Werdegang. Als Präsident der Swiss e-Sports Federation versucht er, „e-Sports vor den kritischen Blicken der Sportwelt zu entdämonisieren“. So zeigte er dem Publikum zu Beginn der Veranstaltung den Unterschied zwischen einem Gamer und einem e-Sportler auf. Kögler und Boller sind sich einig, dass die Grenze etwa an der gleichen Stelle liege wie zwischen einem Sonntags-Tschütteler und einem Vereins-Fussballer, nämlich dort, wo die Aktivität mit den entsprechenden Rahmenbedingungen wie regelmässigem Training, gesunder Ernährung und weiterführend mit Coaching und Wettkämpfen betrieben wird. Wenn der Spieler in den Mittelpunkt gestellt wird, wo gar „realistische Karrieremöglichkeiten“ für den Sportler bestehen, so Kögler, wird e-Sports nicht mehr als Unterhaltung betrachtet sondern als Sport.
Diese Karrieremöglichkeiten nutzt aktuell Luca Boller als erster e-Athlet des FC Basel 1893. Bollers Karriere nahm seine Anfänge als Sechsjähriger im familiären Wohnzimmer, wo ihm sein Vater den Weg zur Konsole ebnete. Mit zehn Jahren gewann er sein erstes Turnier. Seither ging es für ihn steil bergauf, wobei er seine schulische Laufbahn stets prioritär verfolgte. Sein Talent verhalf ihm aber, sein Hobby schliesslich zum Nebenberuf zu machen. Momentan ist er beim FC Basel mit einem Teilzeitpensum tätig, doch sein Wunsch nach mehr ist spürbar. Zu Recht, erhielt er Angebote mehrerer Clubs. Für die Clubs birgt die Erweiterung ihrer Teams durch e-Sportler diverse Chancen. Sie erweitern nicht nur das eigene Vermarktungsangebot und öffnen weitere Kommunikationskanäle, sie erreichen damit auch eine weitere Zielgruppe und binden somit die neueste Fangeneration. Auch für e-Sportler wie Luca Boller scheint der Beruf als e-Sportler wie der Foifer und s Weggli, können sie mit ihrem Hobby nicht nur Geld verdienen, sie haben vor allem die Möglichkeit, als Botschafter ihrer Sportart zu agieren und somit die Anerkennung ihrer Sportart voranzutreiben.
Dies ist auch Ziel des Schweizerischen e-Sports Verbandes, dessen Bestreben im Aufbau regional verankerter und nachhaltiger Strukturen besteht. Diese Etablierung soll nicht nur die Selbstbestimmung der Spieler, die Koordinierung von Meisterschaften und die Regulierung des Wettbewerbs ermöglichen, darüber hinaus soll e-Sports in der Schweiz durch die Einbettung in nationalen und internationalen Verbänden weiter global verankert werden.
Hat e-Sports also seine Berechtigung? Wie definiert sich nun Sport? Tatsächlich beinhaltet Sport längst nicht nur die sichtbare physische Anstrengung, das zeigen andere anerkannte (ebenfalls umstrittene) Sportarten wie Schach oder Bridge. Sport definiert sich über motorische Fähigkeiten, über Präzision, Geschwindigkeit und Repetition – alles „Elemente des traditionellen Sports“, führt Kögler weiter aus. Vor allem aber spielen Werte eine vorherrschende Rolle, die sich in allen Sportarten gross schreiben, nämlich Freundschaft und Respekt. Nicht zuletzt seien Werte auch keine Frage der Argumente sondern der Kultur.
Text: Rebecca Costabile
Der ASVZ hat den Vortrag live mitverfolgt. Das Video ist auf ASVZ Facebook zu sehen.