Verbalsport: Verantwortungsdiffusion

1. Mai 2017

Es gibt zwei Charaktere, die wir alle kennen, aber nie persönlich getroffen haben: ‘Man’ und ‘Murphey’. Beide können sie unsere Nerven zum Zerreissen spannen und trotzdem: Keine Chance, mit ihnen auch nur einen Bruchteil unseres Ärgers persönlich teilen zu können. 

Murphy liebt es, mit unseren Definitionen zu spielen. Die Schieflage eicht er immer wieder aufs Neue, denn je negativer unsere Einstellung, desto wohler fühlt er sich. Wer kennt es nicht: Mit viel Liebe streichen wir uns morgens im Halbschlaf, ausgehungert von der Nacht, ein Nutellabrot. Natürlich mit dem letzten bisschen Nutella, welches wir aus dem Glas gekratzt haben. Voller Vorfreude füllt sich unser Gaumen mit Wasser, Pawlow lässt grüssen. Wir heben das Brot an, führen es - motorisch noch etwas ungeschickt - Richtung Mund und dann geschieht’s: Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fällt uns das Stück der Begierde aus der Hand und in Zeitlupe, fassungslos, können wir zuschauen, wie die Schwerkraft, guten Morgen Newton, daran zieht. Wir wissen was jetzt kommt. Dank Murphy landet es direkt auf der mit Nutella bestrichenen Seite. Man sollte besser aufpassen. Aber eben: Murphy ist stets zu unseren Diensten, wenn wir ihn nicht brauchen und man ist nie da, wenn er gebraucht wird.

Mit dem WC-Papier verhält es sich übrigens wie mit dem Nutellabrot. Murphy schaut, dass mich immer eine nackte Rolle anlächelt. Man hätte sie wechseln müssen, aber eben: Man liebt die Verantwortungsdiffusion.

Dalia Hamdy, Hochschulsportlehrerin ASVZ

 

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