Sport & Eitelkeit - Bewegung um der Schönheit willen

20. November 2014

Am 18.11. fand im Dozentenfoyer der ETH Zürich der vierte Vortrag der Vortragsreihe Sport & … zum Thema Sport & Eitelkeit statt. Der Autor und Kolumnist Richard Reich referierte über das Verhältnis von Ambition, Style und Zerrung im Sport und liess dabei nicht nur die Wissenschaft, sondern auch das Publikum zu Wort kommen.

Das rund einstündige Referat war in die Kapitel Selbstbezogenheit, Anerkennungsbedürfnis und Scheinverwirklichung aufgeteilt, die Reich einer Dissertation aus dem Jahre 1938 entnommen hatte. Die Bebilderung aber reichte von der damaligen «totalitären Ästhetik» bis zu heutigen Exponenten und Exponentinnen der sportlichen Schönheit, wie beispielsweise David Beckham oder Roger Federer.

Neben Zitaten und bilderreichen Ausführungen war die Interaktivität ein wesentlicher Bestandteil von Reichs Vortrag. Zu jedem der drei Kapitel befragte er spontan eine Person aus dem Publikum: Ein junger Kraftsportler gestand, weshalb er beim Trainieren sein ärmelfreies Muskelshirt trägt, während eine ältere Dame ihre Laufbegeisterung erläuterte und ein Langläufer sich an seine teuerste Sportbekleidung zu erinnern versuchte.

Alle Zuschauerinnen und Zuschauer erhielten zudem einen Laserpointer geliehen, um bei mehreren auf der Leinwand gestellten Fragen selbst Antwort zu geben. Bierernst waren diese Referatselemente nicht, aber für manchen Zuhörer vielleicht erhellend. Die Kurzinterviews wie auch die Umfragen per Laserpointer sorgten zudem für manche Lacher.

Trotz seinem Schalk gelang Reich die Brücke zu kritischen Aspekten. Die Eitelkeit diene unter anderem dazu, Gefühle zu verstecken, führte er aus, und Selbstbezogenen fehle es an Empathie – dabei schloss der Referent sich selbst keineswegs aus, sondern thematisierte auch seine eigene Eitelkeit. Fotos von Sportauszeichnungen und modifizierte Mannschaftsuniformen aus vergangenen Jahrzehnten regten zum Denken an: Wie viel Selbstvergewisserung steckt im Sport drin?

Tiefergreifende Fragen stellte dann auch das Publikum. Gemeinsam wurde über die negative Konnotation der Eitelkeit gefachsimpelt, über Selbstverwirklichung philosophiert und über den Körperkult debat- ASVZ-Sponsoren: tiert. Der Vortrag «Sport & Eitelkeit» informierte nicht nur über das Thema, sondern band das Publikum wirksam in die Thematik mit ein, ohne dabei belehrend zu wirken – weil Eitelkeit, so betonte Reich, nichts mit Hochmut zu tun habe und keine Sünde sei. «Die übertriebene Sorge um die eigene Schönheit ist durchaus nicht nur negativ zu bewerten», stellte Reich fest.

Text: Anna Rosenwasser