Kraftberatung im hölzernen Fitnesshimmel
Mit dem Sport Center Gloriarank wurde Anfang Mai die jüngste Anlage des ASVZ eröffnet. Noch ist nicht alles Material da, aber das Fitnesshaus ist voll mit motivierten Leuten, die pumpen und schwitzen. Ein Testbericht.
Was Krafttraining betrifft, so lebte ich quasi hinter dem Mond, bin nicht up to date. Ich leide auch unter einer gewissen Geräte- und Kraftraumallergie, verbringe ich doch meine Sportstunden mehrheitlich draussen oder wenigstens beim Ballspiel. Ideale Voraussetzungen also, um meine Fitnesscenterphobie im Gloriarank zu kurieren. Und aufs Frühjahr wieder etwas in Form zu kommen.
Frischer Wind und Beratung
Der erste Eindruck ist warm und natürlich, der Gloriarank empfängt mich beim Check-in mit dem Duft von frischem Holz und moderner Minergie-Ästhetik. Die Spanplatten, die man sieht, riecht man auch. Hier weht ein frischer Fitnesswind. Dank der Signalisation finde ich mich auf den Stockwerken rasch zurecht. Das Treppenhaus ist sogar teilweise transparent, also chic, wie es sein soll. Zum Einstieg habe ich einen Kraft-Check gebucht, eine Beratung. Glücklicherweise bin ich an diesem Abend der einzige, der dies tat. So komme ich unverhofft zu einem Upgrade und in den Genuss eines privaten Coachings bei Adrian, dem Instruktor. „Willkommen im Gloriarank “, begrüsst er mich im Fitnessraum, dem Herz des Tempels. Vollbesetzt mit Membern, die sich hier wie in einem Bienenstock biegen, ertüchtigen und Gewichte stemmen. Der Stall ist voll, da wird Energie umgesetzt, so dass es ordentlich dampft im Raum. Ein Hotspot, fürwahr!
Up mit der App
Adrian zeigt mir die App „kGym“, wo man den Übungen des ASVZ folgen kann. Die App enthält Trainingspläne und Tutorials, alles state-of-the-art, easy zu installieren und praktisch selbsterklärend. Ich kann die Übungen auf meine Bedürfnisse massschneidern, zu allen Geräten und Bereichen gibt es Videos, wo ein Instruktor vorturnt. Ich bin also - mit der persönlichen Betreuung - fast etwas überversorgt. Das schätze ich aber, während die Leute rundherum selbständig von Gerät zu Gerät wuseln, um mich herumturnen und sich elegant abrackern. Das Turnvolk ist offensichtlich dynamisch daran, alle Features und jede Ecke dieses Wundergyms herauszukitzeln. Von den knackigen Körpern lasse ich mich aber nicht ablenken – so abgebrüht und anständig bin ich dann schon. Es gilt, sich auf das eigene Programm zu fokussieren.
Bunte Glocken und Gummibälle
Die Gerätebezeichnungen im Gloriarank sind die gleichen wie im Sport Center Polyterrasse, versichert mir Adrian, der Gloriarank bietet aber einiges mehr an funktionellen Trainingsgeräten als die Polyterrasse. Für mich sind viele Dinge neu, aber lustig. Der Schlingentrainer (TRX) zum Beispiel, wo man sich, mit geradem Rücken, von zwei Seilen in die Hocke sinken lässt und wieder hochzieht. Oder die Kraftmaschine zur Stärkung des V-Rückens: „E10“ heisst das Ding.
An der nächsten Station stehen die bunten Kettlebells bereit, auch Kugelhanteln genannt. Die Farbe signalisiert das Gewicht. Diese Dinger erinnern mich jäh an eine Lektion CrossFit, als ich auf die harte Tour lernte, wo meine Defizite sind. Ist das wirklich schon zehn Jahre her? Viel beweglicher bin ich wohl nicht geworden. Die gelbe Kuhglocke ist 16 Kilo schwer. Dieses Gewicht gilt es, ruhig und regelmässig atmend hochzuheben, Suva-konform, mit geradem Rücken. Weil meine Arme nicht bis zum Boden reichen, stellt mir Adrian einen T-Bow hin. So kommt mir der Boden entgegen und die Übung wird etwas leichter.
Rumpfbeugen von heute
Die Tour durch das Gym geht weiter, während um uns herum auch das konzentrierte Gewusel und wuchten der Ameisen anhält. Die Leute ziehen von Gerät zu Gerät, machen ihre Übungen, am Boden, mit den Hanteln, zu zweit oder alle für sich. Der Eifer ist ansteckend, überraschenderweise. Wer hat hier gedacht, Fitness sei ein Ego-Ding? „Früher hiess das einfach Circuit in der Turnhalle“, scherzt Adrian, heute wird es Functional Group Training genannt. Adrian, der schon seit 1997 Trainingsleiter für den ASVZ ist, ist in einem zweiten Leben Tänzer und Schauspieler, nächstens spielt er in „Jekyll und Hyde“ an der Oper Darmstadt.
Das passt ja auch zu den kleinen körperlichen Dramen und Krämpfen, die hier ausgefochten werden. Ich darf zum Abschluss, mit den Ellbogen abgestützt auf einem Gymnastikball, meinen Rumpf kräftigen. Planks nennt man das, zuerst statisch, dann dynamisch. Adrian korrigiert meine Haltung, bis ich es im Bauch spüre. Oha, nun wirkt es, wirklich. Ei, da beginnt sogar der Gymnastikball zu zittern. Vor Freude vielleicht? Dann höre ich das Kommando zum Entspannen. Ausatmen. Uff, die Lektion ging aber schnell vorbei. Beim Strecken, Stossen und Dehnen von Muskeln und Sehnen ging die Zeit völlig vergessen. Ein Anfang ist gemacht und mein Fitnesstrauma überwunden. Auf Wiedersehen im bunten, turbulenten Gloriarank!
Text: Claudio Zemp
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