Pro & Kontra: Schneesport in den Alpen - ist Kunstschnee cool?

13. Februar 2023

Pro

Claudio Zemp hasst den Klimawandel, aber die Freude am Wintersport ist stärker. Deshalb findet er Schneekanonen besser als Grasski. Ergo ist Kunstschnee cool – es geht um den Fun.     

Es gibt Sachen, die kann man ändern und andere nicht. Wie eine Fussball-WM, die letztes Jahr im Advent irgendwo in der Wüste stattfand. In Khatar, mit Stadien, die teilweise sofort nach dem Event wieder zurückgebaut wurden. Das war schlicht gaga. Geldverschwendung auf sehr hohem Niveau und im Grunde ein Skandal. Sportlich war es dann aber doch erstaunlich, wie Messi gegen Mbappé gewann, obwohl der Franzose im Final vier Tore schoss, sein Team dreimal in Führung ging. Unglaublich! 

Am Chuenisbärgli oder auf der Streif waren zur gleichen Zeit die Hügel mehrheitlich grün statt weiss. Es hatte schlicht zu wenig Schnee. Dass die Organisatoren der Skirennen in Adelboden und Kitzbühel überhaupt an eine Durchführung denken konnten, ist allein dem Kunstschnee zu verdanken. Gott sei dank gefriert es wenigstens in der Nacht. Wenn eine Absage des Rennens die Alternative ist, begreife ich, dass Skiclubs, Sponsoren und Bergorte die ganze Welt in Bewegung setzen, damit es möglich ist.   

Persönlich finde ich ja Langlauf interessanter als die alpinen Disziplinen. Das hat mit dem Alter zu tun und mit den Moneten. Für Familien ist Wintersport sowieso der finanzielle Ruin. Man kann sich also fragen, ob dies für Kinder überhaupt noch Sinn macht, Skifahren zu lernen. Wenn aber die 7-jährige Tochter am einzigen Lift, ohne Kurven und ohne Tore runtergefahren ist, lässt ihr Gesicht am Ende des Tages keine Frage offen: Ja, es hat sich gelohnt. Und es ist schlicht egal, ob der Schnee aus der Kanone kommt. Hauptsache, es gibt welchen. Und eine weisse Spur. Alles andere ist auszublenden.    

 

Kontra

Thomas Borowski mag den Fortschritt, ist aber auch für den Erhalt von Traditionen. Der gute alte Schneesport auf künstlich erzeugtem Schnee ist für ihn aber weder das eine noch das andere – und macht ihm keinen Spass.

Würde ein KI-Roboter diesen Kontra-Text schreiben und erklären, warum man gegen das künstliche Beschneien von braunen Wiesen sein sollte, um den Schneesport auch in Zeiten von Klimaerwärmung und stetig steigenden Schneefallgrenzen auf über 4000 Meter Höhe zu bewerkstelligen, kämen sicherlich plausible Erklärungen zu Papier. Vermutlich würden gewichtige Argumente aufgeführt, wie:

Die künstliche Beschneiung verbraucht nachweislich viel Ressourcen. Immer knapper werdendes Meteor- oder Schmelzwasser muss im Sommer dazu bereitgestellt werden, damit man früh im Winter dafür sorgen kann, dass die Schneekanonen bei Minustemperaturen ihre Arbeit verrichten können. Das Wasser wird seinem natürlichen Kreislauf entzogen. Biochemische Zusatzstoffe in Form von Bakterienproteinen sollen zudem die technische Schneeproduktion beschleunigen. Auch wenn der Bio-Begriff Kritiker beruhigt, und die Stoffe angeblich nur noch selten eingesetzt werden, wäre auch hier ein Negativargument gegen Kunstschnee gefunden. Und bestimmt würde der Schreibroboter ein ganzes Kapitel zum Thema Stromverbrauch der Schneekanonen niederschreiben. Ganze Quartiere oder Städte könnten wahrscheinlich Jahre mit der «ver-schnee-ten» Energie auskommen, die in unseren Alpen für das Schneesportvergnügen auf menschgemachten Pisten verpulvert wird. Alles einleuchtende Kontra-Argumente und durchaus treffend.

Aber glücklicherweise schreibe ich das Kontra (noch), und nicht der KI-Roboter. Denn bei aller Rationalität der Thematik fehlt das wichtigste Argument... das Gefühl. Es macht in meinen Augen einfach keine Freude, Schneesport auszuüben, wenn die dafür notwendige, natürliche Unterlage fehlt. Auf einem Streifen Weiss zwischen braunen Wiesen bei Plustemperaturen den Hang runterzurutschen, lässt für mich jeden Spassfaktor vermissen. Im schattigen Tal über die aus einem Schneelager zusammengeschobene, eisige Loipe zu gleiten, widerspricht ebenso meinem Verständnis von Glück. Zu Schneesport gehört staubender Pulverschnee aus feinsten Schneekristallen, die vom Winterhimmel rieseln. Und kein künstliches Kanonenmaterial, das in keiner Form Emotionen weckt. So einfach ist das!

 

 

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