Pro & Kontra: Braucht Sport Ästhetik?

7. Februar 2022

Pro

Thomas Borowski ist aus Erfahrung überzeugt davon, dass Sport untrennbar mit Ästhetik verbunden ist – wenn auch immer im Auge des oder der Betrachtenden. Sein Blick ist dahingehend sehr kritisch.

Ich mag Schönes, in allen Belangen. Dieser Fakt hat sich über die Jahre meines Lebens immer mehr breitgemacht. Aber natürlich und zwangsweise habe auch ich gelernt zu akzeptieren, dass nicht immer alles so schön und perfekt ist, wie ich mir das wünsche. Das Leben ist nun mal kein Streichelzoo voller niedlicher Flauschtiere mit glänzendem Seidenfell und liebevoll strahlenden Äuglein. Im Alltag begegnen wir leider nur allzu oft dem Hässlichem, in allen Formen und Farben. Aber Sport ist für mich nicht Alltag. Sport ist etwas Besonderes, eine bewusste Auszeit vom Alltag – und die soll bitteschön ästhetisch sein!

Sport und Ästhetik ergeben in der Google-Suche 11,9 Millionen Treffer und das nicht einfach so. Die beiden Begriffe und ihre Bedeutungen gehören definitiv zusammen. Sport braucht die Bewegungsästhetik, ohne die eine gepflegte Ausübung einer Sportart zum unansehnlichen Desaster wird. Paradebeispiele sind Kunstturnen, Turmspringen, Eiskunstlauf oder Schanzenspringen. Man stelle sich nur vor, wie diese Sportarten daherkämen, legte man keinen Wert auf die Ästhetik und perfekte Ausführung der Sportbewegung. Schrecklich. Die Vorstellung allein lässt meine Augen schmerzen.

Es ist für mich ganz offensichtlich: Sport braucht Ästhetik. Und klar ist auch, dass niemand eine Sportart gleich mit Perfektion in Angriff nimmt. Wenn ich mich an meine ersten Snowboard-Lektionen erinnere... autsch! Aber je mehr man lernt, eine Sportart zu beherrschen, desto mehr trägt man dazu bei, sie ästhetischer auszuüben und sich dabei wohler zu fühlen, was dann schlussendlich Spass macht. Das liegt auf der Hand. Wer in einer Sportart nie auf einen grünen Zweig kommt, sie immer nur «halbbatzig» ausübt, der wird den angestrebten Grad an Ästhetik wohl nie erreichen und sich deshalb kaum vollends daran erfreuen. Deshalb: Sport braucht Ästhetik – egal auf welchem Niveau und in welcher Sportart –, um wahren Gefallen daran zu finden.

 

Kontra

Claudio Zemp mag die schönen Seiten des Lebens. Aber das hat natürlich nichts mit Sport zu tun. Ganz im Gegenteil.

Ganz ehrlich: Ästhetik ist Schnickschnack, nice to have. Ganz sicher braucht der Sport keine Schönheit, da bin ich Purist. Wenn schon, dann höchstens vielleicht eine innere Ästhetik, eine englische Einstellung, Fairness vielleicht. Aber die ist unsichtbar und sollte selbstverständlich sein.

Anmut und Grazie, natürlich ist es ein Grund zum Jauchzen, wenn einem Spieler ein tolles Tor gelingt. Oder wenn eine begabte Athletin scheinbar Ausserirdisches vollbringt. Und das kann man sich dann auch – bei Superstars zumindest – stundenlang auf Youtube ansehen. Aber braucht es das? Natürlich nicht. Ebenso wenig wie Filter auf Instagram. Man muss das Oberflächliche ausblenden, um zum Kern der Schönheit zu gelangen.

Ein bisschen hässlich sein gehört zum Sport. Es geht schliesslich um Punkte, nicht um Firlefanz. Aber nicht vergessen: Fair bleiben, siehe oben. „Keep calm and carry on“, wie es in der Londoner U-Bahn so schön heisst. Selbst, wenn es mal nicht läuft und du strauchelst: Aufstehen, Krone richten, weiter machen.

Richtig Sport ist dann, wenn Frisuren, Pirouetten und Lächeln kein Thema mehr sind. Wenn die Athleten alles geben, wenn sie leiden und auch mal ein jämmerliches Bild abgeben. Aber sie geben eben alles.

 

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