Pro & Kontra: ASVZ Livestream - um trotz Corona-Sportverbot zu überleben

25. Februar 2021

Pro

Claudio Zemp, Freidenker und Festangestellter, ist froh, dass sein Homeoffice auch eine Turnhalle ist. Dies tut auch seiner Fitness gut. Und ist lebensrettend. 

Ich bin vom Naturell her weder Stubenhocker noch Fernsehkind. Früher plagte ich meine Geschwister, wenn sie im Sofa chillten und verscheuchte sie. Ätzend. Weltmeister im Fantasietraining war ich: Lieber belog ich mich und sah den täglichen «Hustle» in der Stadt als Fitness, als dass ich ernsthaft trainierte. Keine zehn Pferde brachten mich in einen Fitnessraum. Bildschirm in der Freizeit? Nein danke, ich habe im Beruf schon genug Glotze.

Die Pandemie hat auch das auf den Kopf gestellt. Nun möchte ich gern raus, aber alles ist zu. Man muss agil sein, Disziplin heisst die Tugend der Stunde. Also bleibe ich folgsam zuhause. Und erlebe den Vorteil Nummer eins des Livestream-Trainings: Es kommt zu dir, herein in die gute Stube! Bei jedem Wetter. Draussen kann es hudeln und stürmen, du kannst den ganzen Tag konzentriert an deinem Sixpack arbeiten.

Wie unheimlich viel Zeit man spart! Das Pendeln fällt weg, womit ich täglich zwei Stunden Zeit gewinne. Das kann man ja nicht voll durchpowern, das wäre zu viel des Guten. Also reicht es sogar noch für etwas Wellness im Bad. Meine Erfahrung zeigt: Seit die Homeoffice-Pflicht gilt, schaffe ich es, vor dem Training staubzusaugen, abzuwaschen und sogar noch etwas zu chillen. Das ging früher nie!

Es ist nicht lustig, eingesperrt zu sein. Aber man muss das Büro als Schloss sehen. «My Homeoffice is my Gym.» Deshalb bin ich so froh, dass es die Livestream-Trainings gibt. Jemand macht mit mir meine Übungen, zu fixen Zeiten, ich bin nicht allein. Diese Krise wird uns helfen, fitter zu werden. Wenn wir dranbleiben und mitmachen. Wisst ihr noch, wie wir in der Turnhalle in der Abfahrtshocke Trockenübungen machten? Wir wippten, bis die Oberschenkel brannten. So fällt uns die Decke wenigstens nicht auf den Kopf. Man kann so viel lernen, bis es vorbei ist. Stimmt‘s?

 

Kontra

Thomas Borowski verbringt während den angeordneten Lockdowns mit Homeoffice, Netflix & Co. schon genug Zeit vor dem Bildschirm. Deshalb findet er seine Sportmotivation nicht im Online-Livestream, sondern im Outdoor-Training.

Bleiben Sie zuhause! Das bundesrätliche Mantra hören wir nun schon viel, viel, viel zu lange. Klar befolgen wir alle, wenn immer möglich die Anordnung von Distanzhalten und Daheimbleiben – aber der Preis dafür ist hoch: Der über die Monate angesammelte Bewegungsmangel schlägt sich langsam auf meine Stimmung nieder. Der tägliche Einkaufsspaziergang bringt den Puls kaum hoch. Und zu allem Übel macht sich der Winterspeck auch noch breit. Es ist also höchste Zeit zu handeln!

Sport ist im neuen Jahr definitiv angesagt – nur in welcher Form? Die sehnlichst vermissten Gruppentrainings und das durstlöschende Zusammensitzen danach sind noch lange nicht in Aussicht gestellt. Ein Dilemma, das die ASVZ-Livestreams lösen? Die Antwort ist der Selbstversuch – und (m)ein Fazit nach einer Lektion klar: Mein Ding ist das Hometraining nicht, auch wenn die Trainingsleitenden alles geben und höchst motivierend agieren.

Der grösste Abturner ist der Bildschirm: Schon wieder eine Lebensstunde davor verbringen, nur um fit zu bleiben? Wenn ich als Forstwart arbeiten würde, dann wäre die Indoor-Option vielleicht okay. Aber nach einem grösstenteils am Bildschirm verbrachten Arbeitstag auch noch Sport online? No way! Abgesehen davon ist da noch das Platzproblem: Burpees mit Crashgefahr auf allen Seiten machen mir leider so gar keinen Spass. Sorry, Livestreams!

Meine Lösung des Dilemmas habe ich wieder mal im Outdoor-Training gefunden. Beim powervollen Walking oder lockeren Jogging im Quartier oder nahen Wald halte ich mich fit und tanke Sauerstoff à discrétion. Dass ich dabei erst noch auffällig vielen Gleichgesinnten begegne (was hie und da zu einem willkommenen Distanz-Schwatz führt), das spornt mich zusätzlich an. Fazit: Livestream in Ehren, aber gegen den Corona-Koller gehe ich mich outdoor wehren!

 

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