Das ist ...

17. August 2020

Ballett - oder: (Muscle-) Memories

 

Neues altes Leben

In einem Leben vor diesem bedeutete Ballett mir alles. Es vereinnahmte mein Herz, meinen Bauch, meinen Kopf – und den Grossteil meiner Freizeit. Und dann hörte ich einfach damit auf. Die Choreographie des Lebens führte mich zu anderen Sportarten, die meinen Kalender füllten und das war auch in Ordnung so.

Idole als Impuls

Jedoch hörte ich nicht auf, Ballett zu vermissen. Warum ich nicht einfach weitergemacht habe, weiss ich nicht recht. Aber je länger ich davon wegblieb, desto grösser wurde die Hemmnis, wieder einzusteigen. Ich konsumierte Ballett aber noch als Zuschauerin im Opernhaus. Dort sah ich Yen Han, wer weiss, wie viele Male. Yen Han als Feuervogel, als Giselle, als Clown im Nussknacker, einfach als schon ewig bestehender (bald 30 Jahre) und gleichzeitig altersloser Teil des Zürcher Ballett-Ensembles.

Und dann stand sie einfach im ASVZ-Sportfahrplan. Welch schöner Schock. Das war der Moment der Wiederbelebung des Balletts in meinem Leben. Über 25 Jahre habe ich mich hobbymässig nach dem Tanzstundenplan gerichtet. Dann über zehn Jahre geschlummert. Da schien die Einsteigerlektion bei Yen Han der richtige Weckruf für einen Neueintritt zu sein. An einem Freitagnachmittag stand ich also da, mit Pokerface, aber ohne die leiseste Ahnung zu haben, was mich erwartete und machte mir ins Hemd.

Federleicht und halb so gross wie ich trat sie in den Gymnastikraum, verlas die Namen der Teilnehmenden und mahnte zu spät Kommende daran, bitte pünktlich zu sein. Sehr freundlich, sehr bestimmt. Und dann ging es um die Basics.

Einsteiger: Das richtige Niveau?

Man könnte vorschnell meinen, Einsteigerlektionen – egal in welcher Sportart - seien zu wenig anspruchsvoll für Hobbysportler mit Erfahrung. Weit gefehlt, meiner Meinung nach. Vor allem nach langer Pause. Nirgendwo sonst könnte ich die technischen Grundlagen so gut wieder erlernen wie auf diesem Niveau, die Erinnerungen so effektiv auffrischen. Es ist, wie ein schon einmal gelesenes Buch wieder aufzuschlagen und mit allen Figuren und Handlungsabläufen erneut vertraut zu werden.

Ganz grundlegend: Beinmuskeln spannen, ohne die Knie zu überstrecken. Klingt simpel, ist aber gar nicht so einfach, tendieren viele dazu, die Knie schon beim Stehen zu fest durchzudrücken. Essentiell ist diese Übung, damit sich die Muskeln von Anfang die korrekte Bewegung einprägen. Muscle Memory. So lehrte es uns Yen Han an diesem Nachmittag. Und meine Erinnerung kam auch zurück, und es dämmerte nicht nur meinen Muskeln, sondern auch meinem nostalgischen Ich, das all die vielen Stunden im Aarauer Ballettstudio wieder vor sich sah.

Und noch einmal und immer wieder

Pliés. Tandus. Rond de Jambes. Kopfhaltung. Geradestehen, Rücken strecken, Schultern fallen lassen, Körper spannen. Und Korrekturanweisungen. Wiederholungen. Noch einmal und noch einmal. Anstrengend sind diese Wiederholungen, aber niemals langweilig. Yen Han lehrte uns in dieser Stunde – viel zu kurz! - die Grundlagen der tänzerischen Körperhaltung und Bewegungen mit feiner Stimme, aber sehr deutlich. Ernst, aber mit einer Prise Humor. Sie machte uns klar, dass Ballett eine strenge Angelegenheit, aber mit viel Leidenschaft verbunden ist. Und wer könnte das glaubwürdiger vermitteln als Yen Han. Geweckt hat sie mich auf jeden Fall.

Der ASVZ ist glücklich, Yen Han als Gastlehrerin bis im September beschäftigen zu können. Dauerhaft beschäftigt er ein hochkompetentes und -motiviertes Team an Ballettlehrern, das seinen treuen Teilnehmenden, die jede Lektion restlos füllen, hilft, (Muscle-) Memories des klassischen Tanzes in Herz, Bauch und Kopf zu festigen.

 

https://asvz.ch/sport/45623-ballett

 

Rebecca Costabile, ASVZ-Mitarbeiterin

 

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