Desinfektions-Duschen – ein Mythos?

28. April 2020

Für die wenigsten unter uns sind Füsse ein attraktives Thema, geschweige denn, deren Pilzbefall. Und doch – wir müssen darüber reden.

Lange gehörten Desinfektions-Duschen in Sportstätten und Badeanstalten zum Inventar, in den letzten Jahren wurden sie aber vielerorts demontiert. Zurecht? Sind Sprühanlagen unwirksam oder sogar kontraproduktiv? Nachfragen bei Experten ergeben ein deutliches Bild.

Auch im ASVZ ist der Wunsch nach Desinfektions-Duschen in unregelmässigen Abständen wiederkehrend, zuletzt wurde er durch das Aufkommen des Barfusstrainings wieder aktuell. Wo Befürworter des Barfusstrainings darauf schwören, um die Fussmuskulatur vor der Verkümmerung zu bewahren, sehen deren Gegner dadurch vor allem die Verbreitung von Bakterien.  

«Die Übertragung von Fusspilz (es heisst auf Englisch nicht umsonst «athlete’s foot») und resistenten Bakterien in Sportanlagen ist gut belegt und wird durch Barfusslaufen sicherlich gefördert», so Stefan Kuster, Leitender Arzt Universitätsspital Zürich, Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene. «Auf die Gefahr, sich anzustecken, hat (jedoch) weniger das Barfusstraining von anderen, wohl aber das eigene Barfusslaufen einen Einfluss», resümiert Stefan Kuster. Das grösste Ansteckungsrisiko besteht ausserdem in Garderoben und Duschen, weswegen das Barfusstraining im Trainingsbereich aus hygienischer Sicht nicht problematisch ist.

Was hat es nun aber mit Desinfektionsduschen auf sich – bringen sie Schutz oder - ganz im Gegenteil – den Pilz? In mehreren Artikeln darüber (vgl. Ktipp) wird ein klares Verdikt gefällt. So werden Fussduschen nicht nur als unsinnig verurteilt, sondern tatsächlich als Bakterienherd, weil sie gerade von Pilzträgern besonders rege benutzt werden. Auch ist die Wirksamkeit von kurzem Abspritzen der Füsse an der Fussdusche völlig wirkungslos, da die Einwirkungszeit des Desinfektionsmittels erstens mindestens 15 Minuten beträgt und zweitens die gängigen Fussdesinfektionsmittel nicht für die menschliche Haut, sondern für Oberflächenmaterialien konzipiert worden sind. Der ASVZ hat für sich aufgrund dieser Abklärungen vor Jahren entschieden, die Desinfektionsanlagen nicht mehr zu betreiben, zu entfernen oder künftig gar nicht erst zu installieren.

Ob in Sportanlagen oder öffentlichen Duschen - vor Fusspilz schützen muss sich jeder selbst. Wie? Die folgenden Massnahmen bieten Hand zum Schutz vor Fusspilz oder auch Warzen:

  • beim Sport Sportschuhe tragen (möglichst nicht zu eng und luftdurchlässig)
  • Baumwollsocken tragen, die mit 60 Grad gewaschen werden können, bei Pilzbefall mit 90 Grad
  • Socken täglich wechseln
  • beim Duschen Badeschlappen tragen oder
  • öffentliche Duschen meiden
  • Füsse, vor allem aber die Zehenzwischenräume, gut trocknen.
  • Füsse eincremen (glatte und geschmeidige Haut bietet dem Pilz weniger Angriffsfläche)

Jeder Leidende kann also mit relativ kleinem Aufwand grosse Wirkung erzielen und sich von dieser schwierigen Beziehung hoffentlich endgültig verabschieden. 

Mehr zu Barfusstraining folgt im nächsten Blog Ende Mai.

Rebecca Costabile, Mitarbeiterin ASVZ

 

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