Pro & Kontra - Ist Sport gleich Arbeit?

3. Juli 2018

PRO

Claudio Zemp, 43, steht der Leistungsgesellschaft skeptisch gegenüber, möchte aber trotzdem gerne überall mitmachen. Kindisch, wohlverstanden, im Sport wie im Beruf.

Das Leben jasst einem Fragen zu. Manchmal sind sie easy, manchmal hart. Für jeden Fall hat man trainiert, um sie zu parieren. Ist Jassen Sport? Ja. Hält Schach fit? Logo. Wellness? Naja. Also zählt am Ende des Tages nur Schuften, Fleiss und Schweiss?

Natürlich nicht! Es zählt nicht nur Disziplin und Plackerei, man muss flexibel bleiben. Man wird ja hoffentlich auch klüger. Also argumentiere ich halt pro, sage spontan Ja: Sport ist gleich Arbeit ist gleich Kraft mal Strecke . Wie in der Physik, ganz simpel: W = F * s.

Die Formel gilt übrigens auch beim Sex, aber nur für Männer. Falls auch Frauen mitlesen, male ich mein zweideutiges Argument gern etwas aus, damit wir uns nicht falsch verstehen. In der Schule ist eine Arbeit ein Test. Im Alter bedeutet arbeiten eher Gesundheit und Spass. Beim Sport ändern sich die Bedürfnisse auch. Für die Speerspitze unserer Leistungsgesellschaft, die Studis zwischen 20 und 30, zählen nur Punkte und Zeiten. Das muss so sein: Die «Zenit Züri»-Fraktion interessiert sich für Resultate, also braucht sie dazu Fokus und Drill. An den Rändern der Karriere darf man auf Leistung pfeifen. Wir kindischen Veteranen punkten mit Erfahrung und Lockerheit. Man sagt dem auch einteilen.

Der Ruhestand ist nicht erstrebenswert, der kommt früh genug von alleine. Senioren müssen nichts mehr leisten, aber sie dürfen noch, selbstverständlich - wenn sie es noch können. Deshalb probiere ich nun eine rhetorische Kapriole, ein Salto Mortale, mit dem schlagenden Argument des gordischen Knotens, falls die Zeit noch reicht, uff, schon vorbei. Reine Routine.

Was?! Hesch ned xe?! Ok, dann halt bei der nächsten Frage. Vielleicht mag ich in Zukunft aber auch plötzlich Wellness. Aber am Ende des Tages zählt nur die Performance.

 

KONTRA

Thomas Borowski, weiss aus langjähriger Erfahrung, dass Sport und Arbeit grundverschieden sind – auch wenn ihn manchmal beide ins Schwitzen bringen.

Ich gebe es zu, ich bin ein «homo sporticus» – und das musste so kommen. Denn schon als Kind bin ich im Elternhaus mit dem Sportvirus infiziert worden. Beide Elternteile trieben aktiv Sport und gaben die Faszination für Bewegung an beide Söhne weiter. Wenn ich mich richtig erinnere, kletterte ich bereits im Kindergartenalter an Sprossenwänden hoch, während unsere Muttter eine Mädchenriege leitete. Es liegt sicher nicht ausschliesslich an dieser Erinnerung, dass mir Turnhallen im Allgemeinen und sportliche Menschen im Besonderen bis heute ein gutes Gefühl geben. Und in der Retrospektive scheint es mir nur logisch, dass aus dieser Jugend (m)ein Sportlerleben resultierte – mit selbst gegründetem Sportverein und aktiver Wettkampfzeit über Jahrzehnte.

Sport steht für mich gleichbedeutend mit Freizeit, Bewegung, Vergnügen, Natur, Zufriedenheit, Glückshormonen, Schweiss und Müdigkeit. Und ja klar, wer Schweiss und Müdigkeit hört, mag automatisch an Arbeit denken. Wer ausserdem in der Natur seine Brötchen verdient, für den ist diese logischerweise sein tägliches Arbeitsumfeld. Aber reicht das aus, Sport mit Arbeit zu vergleichen? Nein, mir scheint das ein sehr widersinniger Gedanke. Ich würde sogar wetten, dass die Themenfrage dieser Kolumne einem Nichtsportler-Hirn entsprungen ist! Warum?

Nur wer sich widerwillig dem Sport widmet – weil man es der Gesundheit und der Figur zuliebe tun sollte –, erachtet die Aktivität als Belastung, ergo als Arbeit. Vielleicht sollte man sich in solchen Situationen lieber die Frage stellen, ob hier Sport wirklich richtig am Platz ist. Wer nicht gerne arbeitet, der drückt sich ja auch davor, wo er nur kann, und spielt Lotto, um der Arbeit irgendwann Adieu sagen zu können. Zum Glück ist das Sport-Lotto noch nicht erfunden – sonst würden alle Sportmuffel dort ihr Glück versuchen und mit dem Gewinn ewige Jugend und eine Traumfigur einziehen wollen... Dream on!

 

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