Die Sportentwicklung

Der Hochschulsport ist im steten Wandel: War gestern das Wettkampftraining vorrangig, ist heute die individuelle Fitness das Mass aller Dinge. Nur logisch, dass im Training von morgen bereits digitale Angebote Einzug halten. Der Rück- und Ausblick zeigt die anhaltende Dynamik der ASVZ-Sportentwicklung.

Der ASVZ verzeichnete im Jahr 2017 über 1,65 Millionen Trainingsbesuche. Ein rekordverdächtiger Wert in der bald achtzig Jahre dauernden Erfolgsgeschichte des Zürcher Hochschulsports. Nebst dem damit zwangsweise einhergehenden Ausbau der Sportinfrastruktur (siehe Interview unten) geht bei allen Rekorden rasch vergessen, dass nicht nur die ASVZ-Räumlichkeiten einem steten Wandlungsdruck unterworfen sind, sondern dass sich auch der Sport weiterentwickeln muss, um den sich verändernden Ansprüchen der jungen und älteren Generationen von sportbegeisternden Studierenden, Hochschulmitarbeitenden und Alumni jederzeit gerecht zu werden. ASVZ-Direktor Lorenz Ursprung sieht in der Sportentwicklung deshalb auch einen zentralen Aspekt seiner und der Arbeit aller ASVZ-Sportlehrerinnen und -sportlehrer: «Wir sind unseren Mitgliedern gegenüber verpflichtet, ein möglichst breites und aktuelles Angebot bereitzustellen. In ihrem Alltag sollen Studierende bei uns Sport zu einer Selbstverständlichkeit machen und als zukünftige Entscheidungsträger und Meinungsmacher zudem den Stellenwert des Sports in unserer Gesellschaft insgesamt stützen.»

Sport immer beliebter
Positiv auf die Sportentwicklung im ASVZ wirkt sich die Tatsache aus, dass in der heutigen Gesellschaft immer mehr Sport getrieben wird. Wie die Zahlen der sportspezifischen Schweizerischen Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik belegen, zeigt der Trend in den vergangenen fünfzehn Jahren deutlich in Richtung «mehr Sport treiben». Auch wenn rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung seit Jahren angibt, überhaupt keiner sportlichen Aktivität nachzugehen, stellt die Befragung fest, dass es immer mehr Menschen gibt, die sehr viel Sport treiben. Sie gehen mindestens dreimal pro Woche oder öfter zum Sport. Erfreulich für den ASVZ: Die Studierenden gehören seit jeher zu den Aktivsten in der Bevölkerung und bestätigen diesen Trend, wie ASVZ-Direktor Lorenz Ursprung sagt: «Insgesamt können wir feststellen, dass es von allem immer mehr wird. Die Nachfrage überrollt uns förmlich.» Als gutes Beispiel führt er das 2016 eröffnete Sport Center Winterthur an. Am neuen ASVZ-Standort konnte innerhalb von nur einem Jahr eine treue Kundschaft aufgebaut werden, die weiterhin am Wachsen ist. Bereits sehr gut besucht sind die Gruppenräume und der grosszügige, offene Kraft-/Cardio-Bereich. Besonders am Abend, aber auch über Mittag sind die Räumlichkeiten schon sehr gut ausgelastet, tagsüber bieten vor allem die Gruppenräume auslastungsmässig aber noch Potenzial.

Gut ausgebildete Trainingsleitende
Ein wichtiges Argument für die Attraktivität des ASVZ ist das Erkennen von Trends und der ausgewogene Mix im Sportangebot. Die Sportentwicklung geht mit grossen Schritten voran, was sich auch im ASVZ mit Zahlen belegen lässt. Vor rund zehn Jahren benutzte er den Slogan «80 Sportarten und mehr», vor fünf Jahren hiess es dann «120 Sportarten und mehr», und 2017 standen bereits 135 Sportarten im ASVZ-Angebot. Diese stete Zunahme hat zum einen personelle Konsequenzen im Bereich der Trainingsleitenden, zum andern bedarf sie aber auch einer sorgfältigen Abwägung, was die definitive Aufnahme neuer Sportarten anbelangt. Im Personalbereich war man in früheren Zeiten auf Trainingsleitende angewiesen, die einen auf einen Wettkampf vorbereiteten. Diese Zeiten sind passé, Wettkampfsport wird heute kaum noch nachgefragt. Trotzdem setzt der ASVZ in den geleiteten Trainings und im Group Fitness auf möglichst gut ausgebildete Personen, die in ihrem Fachbereich Bescheid wissen. Denn insbesondere in den rund 660 geleiteten Trainings pro Woche wird im ASVZ unter Anleitung darauf geachtet, den Sport möglichst gesundheitsfördernd auszuüben. In diesen Trainings machen übrigens die Nicht-Studierenden, also die Alumni und Mitarbeitenden der Hochschulen, rund einen Viertel aller Teilnehmenden aus. Als Stammkunden sind sie dem ASVZ wichtig. Aber auch viele Studierende haben ihre Lieblingszeiten, entsprechend wird das Angebot gerade in den meistbesuchten Sportarten – Konditionstraining, Muscle Pump, Yoga, Indoor Cycling und Body Combat – örtlich und zeitlich nur langsam verändert. Im Spielbereich dagegen hat sich in der Vergangenheit abgezeichnet, dass die Nachfrage nach Instruktion immer kleiner wird. Hier steht das Spiel im Vordergrund. Deshalb reduziert der ASVZ im Spielbereich die geleiteten Trainings und bietet an ihrer Stelle vermehrt das freie Spiel an. Zu diesem Zweck wurde «Play!» eingeführt: Über die ASVZ-Onlineplattform können sich Spielinteressierte beispielsweise für Fussball oder Unihockey zu einem Termin einschreiben, ohne die anderen Spieler kennen zu müssen. Wenn sich genügende Personen dafür melden, trifft man sich vor Ort, wo Gleichgesinnte dafür sorgen, dass das Spiel stattfinden kann – ohne einen ASVZ-Trainingsleiter. Haben sich zu wenige fürs Spiel gemeldet, schickt «Play!» vor dem Termin eine Absage per Mail.

Sporttrends und digitale Helfer
Bei der Sportentwicklung und dem Ausfindigmachen von Trends setzt der ASVZ auf seine Sportlehrerinnen und -lehrer sowie die spezialisierten Trainingsleitenden. Gemeinsam informieren sie sich auf dem Sportmarkt und adaptieren Angebote für den ASVZ, wenn es angezeigt ist. «Im Bereich CrossFit waren wir in jüngerer Zeit schweizweit sicherlich bei den ersten Anbietern», erinnert sich Lorenz Ursprung. Der ASVZ sei aber trotzdem eher konservativer als die privatwirtschaftliche Fitnessbranche, die zur Kundenbindung laufend Neues anbieten müsse. «Diesem Neuerungstrend folgen wir nicht, bei uns leben dafür Angebote wie das Indoor Cycling viel länger als anderswo. Zur Aufnahme eines neuen Angebots gibt es bei uns einen definierten Prozess, bestimmte Kriterien müssen erfüllt und in der Gruppe unserer Sportlehrerinnen und -lehrer besprochen werden, bevor wir eine Sportart neu ins Programm aufnehmen.» Bei den boomenden Group-Fitness-Angeboten sieht Ursprung derzeit das grösste Potenzial für neue Angebote. Aber auch im Bereich der digitalen Geräte steht der ASVZ vor Neuerungen. Schon heute nehmen immer mehr Sporttreibende ihre Fitnessuhr oder ihr Smartphone zum Aufzeichnen von Trainingseinheiten oder zum Abhören von motivierender Musik mit zum Sport. Mitte September 2018 wird der ASVZ deshalb für vorerst drei Monate im Sport Center Winterthur ein Pilotprojekt starten, das diesem Trend gerecht wird. Wer sich dannzumal für eine persönliche Kraftberatung einschreibt, erhält zusätzlich zur einführenden Beratung auf Wunsch Zugang zu einer Sport-App. Diese ermöglicht das Führen von Trainingskontrollen und -protokollen sowie mittels QR-Codes an den Trainingsgeräten das Abspielen kurzer Instruktionsfilme. Bewährt sich dieses Pilotprojekt, dürfte die zeitgemässe Kraftberatung mit digitaler Unterstützung das zukünftige ASVZ-Angebot bereichern.

 

Interview mit ASVZ Direktor Lorenz Ursprung

Lorenz Ursprung, die stetig steigende Nachfrage im Sportbetrieb stellt den ASVZ zukünftig vor Herausforderungen. Wo sehen Sie die grössten Hürden diesbezüglich?
Allgemein kann festgestellt werden, dass sich der Sportbetrieb über die Jahre kontinuierlich verändert hat. Früher fand er in der Regel in Turnhallen oder in Freianlagen statt, wo mit Stoppuhr und Massband leistungs- und wettkampforientiert trainiert wurde. Heute sind im ASVZ nicht mal mehr 20 Prozent des Sportangebots auf eine grosse Turnhalle angewiesen, obwohl unser wichtigstes Angebot, die Konditionstrainings für jeweils mehrere hundert Teilnehmende, in Hallen stattfindet. Nebst den Outdoor-Aktivitäten ist mehr als die Hälfte unseres heutigen und wohl auch zukünftigen Angebots im individuellen Training angesiedelt, das man in kleineren Fitnessräumen ausüben kann. Im Individualbereich explodiert die Nachfrage förmlich. Das heisst, wenn wir bezüglich unserer Sporträumlichkeiten in die Zukunft schauen, dann werden wir immer mehr multifunktionale Räume brauchen.

Wie sieht das Zukunftsszenario bezüglich der ASVZ-Raumplanung aus?
Um den sich wandelnden Raumansprüchen zukünftig gerecht zu werden, wird es für den ASVZ auf der einen Seite eine grosse Herausforderung sein, rasch viele multifunktionelle Räumlichkeiten bereithalten zu können. Diese sollten zudem mit einem für die Sportnutzung geeigneten Boden, einer einigermassen dichten Schallisolation und einer guten Lüftung ausgestattet sein, weil sich in den relativ kleinen Räumen meist eine grosse Anzahl Sporttreibender bewegt. Auf der anderen Seite müssen wir der Tatsache in die Augen schauen, dass uns ein Sanierungsjahrzehnt bevorsteht.

Welche ASVZ-Sporteinrichtungen werden wann saniert?
Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil derzeit noch nicht alle Problemlösungen beisammen sind und die Planung nicht abgeschlossen ist. Fest steht, dass wir im ASVZ 2018 mit Hochdruck daran sind, die verschiedensten Szenarien für die unterschiedlichen Sanierungsprojekte vorzubereiten. Die Sportanlage Polyterrasse der ETH Zürich steht dabei an vorderster Stelle, weil sie unsere meistgenutzte Anlage ist und voraussichtlich ab 2022 einer umfassenden, mehrjährigen Gesamtsanierung unterzogen wird. Eine Schliessung der Polyterrasse und die Auslagerung des Sportangebots auf andere ASVZ-Anlagen werden unvermeidlich. Und sicherlich werden wir zwangsläufig ein paar Angebote temporär reduzieren müssen, weil uns schlicht der Platz dafür fehlen wird. Der geplante Neubau Wässerwies der Universität Zürich anstelle der Rämi strasse 80 wird uns Entlastung bringen, wir wissen aber noch nicht, wann. Weiter stehen den Sportanlagen Irchel und Fluntern dringend notwendige Sanierungen bevor. Wenn alles reibungslos verläuft, sollten schätzungsweise im Jahr 2027 alle ASVZ-Anlagen fertig renoviert, wieder vollständig benutzbar und auf die künftigen Bedürfnisse angepasst sein.